Porträt Johannes Gungl
Johannes_Gungl

COO Johannes Gungl verlässt mit 15. Oktober die Alpen Glasfaser. Im Abschiedsinterview zieht er Bilanz.

Johannes, wenn du zurückblickst… Wie hat sich die Glasfaserlandschaft in Österreich in den letzten Jahren entwickelt und wo stehen wir heute? Welche Hürden bestehen noch in Österreich?

Vor mehr als zehn Jahren hat das Thema Glasfaser in Österreich Fahrt aufgenommen. Zunächst getrieben von den Bundesländern mittels ihrer Glasfasergesellschaften im Sinne eines Versorgungsauftrags, weniger durch den Markt. Vor rund fünf Jahren ist dann der Hype entstanden. Befeuert durch die Bundesförderung hat sich eine Vielzahl von Playern etabliert. Das hat auch Glücksritter angezogen, die das schnelle Geld machen wollten.

Begleitet von einem veränderten Zinsumfeld und einem beinharten Reality-Check der Business Cases stehen heute die Herausforderungen im Bau, die Kosten und die Vermarktung im Fokus. Eine der größten Hürden im Ausbau sehe ich in der Asphaltverliebtheit mancher Kommunen: Sie verteuert den Ausbau überproportional. Hier müssen wir dringend Grabungsauflagen beseitigen, die technisch nicht fundiert sind!

Welche Trends oder Entwicklungen siehst du aktuell, die die Branche in den nächsten Jahren prägen werden?

Ich bin weiterhin sehr optimistisch für Glasfaser. Jede neue Technologie braucht Zeit für die Marktdurchdringung, aber Glasfaser im Besonderen schafft allein durch ihre Existenz zusätzliche wirtschaftliche Möglichkeiten und damit Wachstum. Wer jetzt das „Window of Opportunity“ nutzt, mit weniger Anbietern sowie mehr Nachhaltigkeit und Seriosität im Markt, wird gewinnen.

Außerdem stehen wir am Beginn einer Konsolidierungswelle. Leider sind die Preisvorstellungen auf Verkäuferseite noch zu hoch. Käufer sind jedoch nur noch bereit, für Cashflow zu zahlen und nicht für Fantasie. Alpen Glasfaser ist mit seinen starken Eigentümern hier bestens positioniert.

Die öffentliche Hand wird zudem einen neuen Ansatz bei der Förderung brauchen, damit wir nicht auf halbem Weg stehen bleiben. Herausforderungen sind Lückenschlüsse und sehr abgelegene Gebiete, begleitet von verbesserten Rahmenbedingungen.

Wie unterscheidet sich Alpen Glasfaser aus deiner Sicht von anderen Marktteilnehmern?

Anders als viele andere Marktteilnehmer ist Alpen Glasfaser nicht von öffentlichem Geld abhängig. Auch der Verzicht auf Vorvermarktung unterscheidet uns deutlich und hat Maßstäbe im Markt gesetzt. Das erleichtert die Projektentwicklung, gibt uns und unseren Partnern Planungssicherheit und ermöglicht einen wesentlich rascheren Ausbau.

Durch den Fokus auf suburbane und urbane Gebiete bringt Alpen Glasfaser mit jedem Meter Grabung mehr Kundinnen und Kunden ans Licht als andere Unternehmen. Diese Gebiete zeigen außerdem eine wesentlich bessere demografische Entwicklung, was zukünftiges Wachstum und Auslastung sichert.

Was hat dich am meisten am Team von Alpen Glasfaser beeindruckt?

Wie in Start-ups üblich, haben wir mit unglaublichem Engagement und Einsatz begonnen. Ohne diesen positiven Spirit zu verlieren, haben wir Strukturen und Prozessabläufe geschaffen, die es uns ermöglicht haben, unsere Performance deutlich zu steigern und gleichzeitig Risiken zu minimieren. Auch im Bereich Data Analytics und IT haben wir Systeme geschaffen, die unser Geschäftsmodell optimal unterstützen.

Am beeindruckendsten war aber die Anpassungsfähigkeit und der Wille, auf Markterfordernisse und externe Anforderungen flexibel zu reagieren und neue Lösungen zu entwickeln.

Worauf bist du am meisten stolz?

Mein Team und ich haben rund 90 Glasfaserprojekte entwickelt und auf den Weg gebracht. Mehrere Tausend Kundinnen und Kunden surfen bereits mit Lichtgeschwindigkeit auf unserem Netz. Alpen Glasfaser hat sich sehr rasch unter den Top 10 der Glasfaserunternehmen in Österreich etabliert und steigt weiter im Ranking.

Bei den Gemeinden haben wir uns den Ruf eines verlässlichen Partners erarbeitet. Wir bauen dort aus, wo andere Anbieter ihre vollmundigen Versprechen nicht eingehalten haben.

Was nimmst du persönlich aus deiner Zeit bei Alpen Glasfaser mit?

Beim Glasfaserausbau gibt es keine Abkürzung. Saubere Planung, seriöse Partner, nachhaltige Bauweisen und professionelles Projektmanagement sind unumgänglich und zahlen sich im wahrsten Sinn des Wortes aus. Mit den berühmten Worten aus Hinterholz 8: „Wer eine Torte bäckt, beginnt nicht damit, die Kerzen in die Eier zu stecken.

Neben all den Lerneffekten in einem solchen Projekt konnte ich wieder mit vielen talentierten, engagierten und erfahrenen Personen zusammenarbeiten, die mich persönlich und fachlich weitergebracht haben.

Ich wünsche meinen Kolleginnen und Kollegen der Alpen Glasfaser alles Gute für die Zukunft!

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